Quelle: Four Motors/ElfImages Motorsport
#forschung

Das nachhaltige Rennauto – Vorbild für die Mobilität der Zukunft?

Sarah Meyer, 25 Jahre

Das Racing-Team „Four Motors“ arbeitet daran, Autorennen insgesamt nachhaltiger und umweltfreundlicher zu machen und setzt dabei auf Recycling-Öl, E20-Kraftstoff und Bio-Leichtbauteile. Was bringt uns das für die Mobilität der Zukunft? Sarah hat mit dem Racingteam-Chef Thomas von Löwis of Menar gesprochen, um es rauszufinden.

Was ist das Bioconcept-Car?

Das Bioconcept-Car ist eine nachhaltige Plattform für nachhaltige Technologien, die im Rennsport zur Anwendung kommt, aber auch Bezug zum alltäglichen Straßenverkehr hat. Im Jahr 2000 haben wir angefangen mit Smudo Rennen zu fahren, den die Öffentlichkeit vor allem durch die Hip-Hop-Gruppe „Die Fantastischen Vier“ kennt. 2003 hat Four Motors zusammen mit ihm den fantastischen Bio-Beetle auf die Rennstrecke gebracht. Der Beetle fuhr mit Biodiesel, war das erste alternative Rennauto und hat auch gegen die Konkurrenz, die mit Mineralöldiesel fuhr, gewonnen. Bei dem Einsatz von Biodiesel blieb es aber nicht, wir wollten mehr. Später kam uns dann die Idee für den Einsatz von Biofasern für unsere Rennautos. Normalerweise werden in Rennfahrzeugen Leichtbauteile aus Kohlefasern verwendet, für unser Bioconcept-Car wollten wir aber Biofasern einsetzen. Diese Biofaserteile sparen gegenüber den Kohlefaserteilen bis zu 80 Prozent CO2 ein.

Quelle: Four Motors/ElfImages Motorsport

Thomas von Löwis auf der Rennstrecke neben einem der Bioconcept-Cars.

Wie ging es dann weiter?

2006 kam also unser erstes Bioconcept-Car, der Ford Mustang GT RTD, angetrieben mit Biodiesel und mit einer Karosserie aus nachwachsenden Rohstoffen. Seither arbeiten wir auch mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zusammen, dass die Biofaserentwicklung im Rahmen eines Förderprojekts über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe subventioniert. Im Laufe der Zeit entwickelten wir dann noch weitere nachhaltige Rennautos und verbesserten sie fortlaufend für mehr Nachhaltigkeit, ohne Performanceverlust. Seit 2011 haben wir das Fraunhofer WKI an Bord und mittlerweile kooperieren wir auch seit vier Jahren mit Porsche. Das Bioconcept-Car hat in den Augen von Porsche, in der Politik und in der Wahrnehmung der Endverbraucher einen hohen Stellenwert erreicht. Denn wir zeigen Technologien auf, mit denen es möglich ist, weniger CO2 auszustoßen, trotzdem mobil zu bleiben – und vor allem: die sich, anders als die Elektromobilität, schon morgen flächendeckend einsetzen ließen. Die Idee war von Anfang an, mit unserem Bioconcept-Car die Thematik der Nachhaltigkeit an die Öffentlichkeit zu tragen. Das hat lange gedauert, aber gute Dinge brauchen manchmal länger.

Quelle: Four Motors/ElfImages Motorsport

Der Porsche 718 Cayman GT4 im Einsatz.

 

Sehen Sie sich damit als Vorbild in der Rennsportszene? Folgen andere Teams ihren Ideen?

Es gibt natürliche eine hohe Zahl an Ewiggestrigen, diese Leute glauben nicht an den Klimawandel, der auch bei uns in Deutschland an die Tür klopft. Diese Menschen kann man nur überzeugen, indem wir ihnen zeigen, dass unsere Biofaserteile so gut sind, dass sie konkurrenzfähig sind gegenüber den Kohlefasern. Das ist ein langwieriger Prozess. Aber es gibt in der Zwischenzeit auch Teams, die bei uns anfragen und unsere Materialien nutzen möchten. Außerdem gibt es Unternehmen, die sich mit uns zusammensetzen wollen, um ihr Portfolio an nachhaltigen Produkten zu erweitern und zu verbessern. Die Umsetzung ist nicht immer einfach und die Unternehmen legen Wert auf Kostenminimierung. Aber wir können mit einem guten Beispiel vorangehen und versuchen auch andere zu inspirieren, ihre Produkte und Abläufe nachhaltiger zu gestalten – nicht ohne Erfolg. Das Interesse an nachhaltiger Mobilität und die Offenheit für CO2-sparende Alternativen wächst zunehmend, das ist eine Entwicklung, die uns sehr freut. Wir agieren in der Automobilindustrie, diese wird prinzipiell nicht als besonders nachhaltig wahrgenommen. Umso wichtiger ist es für uns, hier Anregungen und Anstöße zu geben, damit die anderen uns auch folgen können.

 

Aus welchen Rohstoffen bestehen Ihre Bioleichtbauteile und woher werden sie bezogen?

Die Rohstoffe für unsere Bioleichtbauteile waren Raps, Hanf und Baumwolle. Die aktuellen Leichtbauteile sind aus Flachsfasern – also Leinen – gefertigt. Für unsere Fasertechnologie arbeiten wir zusammen mit unserem Partner Bcomp aus der Schweiz. Bcomp ist keine große Weberei, sondern ein Entwickler für Materialgewebe. Die Ingenieur*innen bei Bcomp entwickeln Gewebe, die genauso gut wie Glasfasern sind oder fast genauso gut wie Kohlefasergewebe – in manchen Bereichen sogar besser. Neben der geringeren CO2-Emission ist ein entscheidender Vorteil der Biofasern, dass bei ihrer Bearbeitung kein Feinstaub entsteht, wie es bei Kohlefasern der Fall ist. Dieser Feinstaub ist höchstgefährlich für die Atemwege und kann Arbeiter*innen gefährden. Denn Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur Umweltbewusstsein, sondern auch soziale Verantwortung.

Quelle: Four Motors/ElfImages Motorsport

Nahaufnahme der Bioleichtbauteile

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Nahaufnahme der Bioleichtbauteile

Hergestellt werden die Materialien dann von verschiedenen Webereien. Es ist dabei so, dass die Qualität der verarbeiteten Fasern je nach Wachstumsbedingungen schwanken kann. Das ist ein großes Problem für die produzierten Gewebe. Wenn man sie flächendeckend anbieten möchte, muss die Qualität kontinuierlich einen gewissen Standard haben. Kohlefasern und Glasfasern haben dieses Problem nicht, ihre Beschaffenheit bleibt immer dieselbe. Das stellt also eine gewisse Herausforderung für uns dar. Bcomp beschäftigt sich mit großem Erfolg mit der Entwicklung und Verbesserung der Gewebe, um ein gleichbleibendes Qualitätsniveau zu gewährleisten.

Quelle: Four Motors/ElfImages Motorsport

Nahaufnahme der Bioleichtbauteile

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Heck des Autos aus Bioleichtbauteilen

 

Was hat es mit Ihren Recyclingölen auf sich? Wie funktioniert das Ganze?

Aus Erdöl werden ganz verschiedene Dinge hergestellt. Auf der einen Seite werden Schmieröle und Kraftstoffe und auf der anderen Chemieprodukte erzeugt. Jeder Verpackungsstoff, der uns im Alltag begegnet, ist üblicherweise aus Erdöl. Mittlerweile gibt es hierfür aber auch alternativen wie Bioplastik. Wenn es aber um Schmieröle geht, dann läuft das Recycling so ab: Das „verbrauchte“ Motoröl, also das Altöl, wird nach dem Ölwechsel gesammelt und in eine Raffinerie gebracht. Dort wird das Öl reraffiniert, also gereinigt. Heraus kommt ein gereinigtes Grundöl. Hier kommt unser Partner Wolf Oil ins Spiel. Wolf Oil verwendet das recycelte Öl als Basisöl wieder und veredelt es noch mit sogenannten Additiven, sodass ein Hochleistungsöl – in unserem Fall für Motor- oder Getriebe – entsteht. Im Grunde kann Öl diesen Kreislauf also immer wieder, mit wenigen Verlusten (ca. 20 Prozent), durchlaufen. Die Art und Weise des Reraffinierens wird auch immer besser. Qualitativ haben die Recycling-Öle keinen Nachteil gegenüber einem sogenanntem „virgin oil“, welches mit Erdöl direkt aus dem Bohrloch hergestellt wird. Aber auch hier gibt es die Ewiggestrigen, die kein Recycling-Öl verwenden möchten, sondern nur auf „virgin oil“ setzen. Wir hoffen, dass sich das in Zukunft, auch durch unsere Anstrengungen, verbessert.

 

Wie wird Ihr E20 Kraftstoff hergestellt und sehen Sie ihn auch als Alternative außerhalb des Rennsports?

E20-Kraftstoff bedeutet, dass der Kraftstoff, mit welchem wir fahren, zu 20 Prozent aus Bioethanol besteht. Dieses Bioethanol wird aus Bio-Reststoffen, also unter anderem Abfallprodukten aus der Futtermittelerzeugung, hergestellt. Das läuft über unseren Partner CropEnergies. Bioethanol ist ein äußerst leistungsfähiger Kraftstoff und er spart. Besonders wichtig ist aber auch, dass E20 gegenüber Super Plus bis zu 60 Prozent Ruß einspart, denn der ausgesetzte Feinstaub ist sehr bedenklich für unsere Gesundheit der Lungen. Ich kann nur Denkanstöße geben und zeigen, dass es bei uns funktioniert. Einige sagen zu uns, wir seien Heuchler, wir wollen doch nur unsere Rennen fahren und streichen uns dann grün an. Diesen Leuten muss ich natürlich begegnen und sagen: „Wenn ich die Ewiggestrigen überzeugen möchte, dann am besten auf der Rennstrecke. Motorsport ist seit jeher ein Labor für die Straße. Und als Teststrecke entspricht 1 km Nordschleife ca. 20 km auf der Straße. Nicht umsonst heißt es: ‚Jeder lobt, was der Nürburgring erprobt‘“. Hier testen wir die Technologien auf Herz und Nieren und zeigen, was wir draufhaben, auch mit nachhaltigen Technologien. Wir fahren, um zu beweisen, dass unsere Technologien tatsächlich funktionieren. Und das stößt wiederum auf mediales Interesse. Vielleicht wird ein Ewiggestriger hellhörig und sagt: „Hm, vielleicht ist das gar nicht so schlecht was die da machen!“.

 

Gibt es noch andere Defizite im Rennsport, die Sie gerne in Angriff nehmen würden?

Mit unserem Reifenhersteller Michelin arbeiten wir zum Beispiel daran dem Gummiabrieb an den Reifen und generell der Ressourcenvernichtung beim Thema Reifen entgegenzuwirken. Unser Ziel ist es, mit Michelin einen Reifen an unseren Autos zu haben der mindestens vier Stunden hält und später vielleicht mal sechs bis acht Stunden. Bisher kann es durchaus sein, dass in vier Stunden auf der Rennstrecke drei Reifensätze verfahren werden. Das ist Normalität im Rennsport und eine enorme Ressourcenvernichtung. Aber die Reifenhersteller, ganz vorne unser Hersteller Michelin, arbeiten daran, Rennreifen zu recyceln. Die gebrauchten Reifen werden dann wieder zu neuen Reifen verarbeitet. Das schont die Ressourcen massiv. Recycling ist meiner Meinung nach sehr wichtig und sollte weiter ausgebaut werden in der Zukunft. Und es geht noch weiter. So arbeiten wir zum Beispiel seit diesem Jahr mit RONAL zusammen. Der Felgenhersteller hat die weltweit erste komplett CO2-neutrale Felge aus recyceltem Aluminium hergestellt, die wir mit testen. Mit Pagid Racing arbeiten wir außerdem an der Entwicklung von weniger umweltbelastenden Abriebmaterialien im Bremsbereich.

 

Inwieweit sind diese ganzen Technologien interessant für durchschnittliche Bürger*innen?

Da sind wir gerade dran! Wir überlegen uns, wo der Einsatz von biobasierten Kunststoffen und Biofaserverbundswerkstoffen möglich ist. Da gibt es meiner Meinung nach in der Automobilbranche gute Ansätze, aber es gilt auch etwas zu berücksichtigen: Im Moment sind Kunststoffe aus fossilen Stoffen billiger als solche aus biologischen Bestandteilen. Allerdings sind letztere wiederum günstiger als Carbon, das heute im Leichtbau dominiert, und somit eine echte Alternative. Wir müssen uns alle bemühen, diesen Planeten zu retten und den Treibhauseffekt nach unten zu drücken. Dafür müssen aber auch entsprechende Technologien gefördert werden und schädliche Technologien sollten zumindest finanziell mehr belastet werden.

 

Quelle: Four Motors/ElfImages Motorsport

Thomas von Löwis of Menar ist der Teamchef des Racingteams „Four Motors“. Nach seinem Start in der Rennsportszene als Fahrer in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (1987-1992) und einigen anderen Rennen gründet er im Jahre 2000 die Four Motors GmbH. Schon das erste Four Motors Fahrzeug, der Fantastische Beetle, fuhr mit Biodiesel. Das Ziel des Teamchefs: Nachhaltigkeit in den Motorsport zu bringen und Autos für dieses Ziel zu optimieren.

Jobs für die Zukunft

Es wird in Zukunft eine Menge neue Betätigungsfelder auf dem Gebiet nachwachsender Rohstoffe geben. Falls auch du dich für diese und generell eine Wirtschaft mit mehr Nachhaltigkeit interessiert, hätten wir da was für dich:

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Automobil- und Mobilitätswirtschaftler*in

… als Automobil- und Mobilitätswirtschaftler*in verfügst du über wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse und Lösungsansätze für Aufgaben und Probleme in der Automobil- und Mobilitätswirtschaft. Unter anderem setzt du dich auch mit Innovationen und neuen Lösungen in dieser Branche auseinander.

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Kraftfahrzeugmechatroniker*in

… als Kraftfahrzeugmechatroniker*in ist es deine Aufgabe Personenfahrzeuge zu warten. Hierbei prüfst du fahrzeugtechnische Systeme, führst Reparaturen aus und rüstest die Fahrzeuge mit Zusatzeinrichtungen, Sonderausstattungen und Zubehörteilen aus.

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#konsum

Grün auf die Ohren

Sarah Meyer, 25 Jahre

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#energie

Stark gewachsen

Sarah Meyer, 25 Jahre

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#allgemein

Rundum erneuerbar

Lou Antoinette Godvliet, 26 Jahre

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#allgemein

Arzneipflanzen bis Zuckerrüben

Julia Dolinsky, 23 Jahre

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#energie

Darauf kannst du bauen

Christina Juchem, 29 Jahre

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#konsum

Bitte nicht wegwerfen

Antonia Tebbe, 23 Jahre

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#allgemein

Was wächst denn da? – Und wozu?

Sarah Meyer, 25 Jahre

Bambus

In Asien schon uralte Tradition, in unseren Breiten nun allmählich auf dem Vormarsch – der Bambus. Diese schnell wachsende Pflanze ist vielseitig einsetzbar, ob ganz traditionell als Baustoff oder in Kleidungsstücken, es gibt viele Optionen. Hier siehst du, wozu dieses Gras (!) fähig ist!

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Baustoff

In vielen Teilen Asiens ist es uralte Tradition, Bambus als Baustoff für Häuser, Boote, Möbel und vieles mehr zu nutzen. So allmählich kommt das Material auch in den westlichen Ländern an, zum Beispiel als Parkettboden oder im Möbelbau, denn der Rohstoff bringt große Vorteile mit sich. Er wächst nicht nur rasend schnell nach, er ist auch leicht und flexibel. Vor Feuchtigkeit-, Pilz- und Insektenbefall muss Bambus jedoch geschützt werden.

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Textilien

Es gibt Bambussorten, die am Tag einen Meter wachsen. Daher ist dieser Rohstoff günstig und nachhaltig , wenn man auf den richtigen Anbau und Transport setzt. Textilien aus Bambus sind sehr atmungsaktiv, schnell trocknend und daher gut geeignet für die Produktion von Socken oder Unterwäsche. Zirka 90 Prozent der Textilien aus Bambusfasern sind jedoch in Wirklichkeit aus Bambuszellulose gewonnene Chemiefasern – die Bambusviskose. Diese Fasern schmücken sich mit dem Begriff „umweltfreundlich“ und „nachhaltig“, sind es aber wegen ihrer problematischen Herstellung meist nicht. Wer dennoch nachhaltige Bambustextilien kaufen will, sollte darauf achten, dass diese aus mechanisch hergestelltem Bambusleinen und nicht aus Bambusviskose gemacht sind.

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Kosmetik

Aus Bambus können so genannte Flavonoide gewonnen werden. Das sind Pflanzenstoffe, die in nahezu allen Nahrungspflanzen vorkommen. Sie werden wegen ihrer Vitamine und Mineralstoffe häufig in Kosmetikprodukten wie in Anti-Falten- oder Sonnencremes genutzt. Flavonoide wirken zum Beispiel zellschützend, antimikrobiell und lindern Entzündungen.

Mais

Vom Teller bis in den Tank: Mais ist super vielseitig. Hier erfährst du, wo dir die Pflanze überall begegnet, aber auch welche Probleme damit verbunden sein können.

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Kunststoff-Ersatz

Von Mülltüten über Tragetaschen und Verpackungen für Lebensmittel bis hin zu kompostierbarem Einweg-Geschirr: Das alles gibt es als umweltschonende Variante bereits aus Mais! Bei der Herstellung des kurzlebigen Einweg-Materials wird die Maisstärke in einen vielseitig verwendbaren Kunststoff umgewandelt – der im Unterschied zu normalem Plastik kompostierbar ist. Damit der Mais-Kunststoff auch nachhaltig ist, müsste er zum Beispiel auf Festivals auch getrennt gesammelt werden und dürfte nicht im Restmüll landen. Das ist leider nur selten der Fall.

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Kraftstoff

Neben Raps und Zuckerrüben ist Mais einer der wichtigsten heimischen Rohstoffe für die Produktion von Biotreibstoff. Damit sind Mais und Co. nicht mehr nur Nahrungs- und Futtermittel: Ein Drittel des Mais, der in den USA angebaut wird, landet nicht auf dem Teller oder im Tierfutter, sondern im Tank. Auch in Deutschland wird dem Kraftstoff zwischen fünf und 10 Prozent Bio-Treibstoff beigemischt – der aus Mais hergestellt sein kann. Das ist jedoch nicht ganz unumstritten, da in einigen Ländern der Mais als Grundnahrungsmittel dient. Weil mehr Bio-Treibstoff im Tank landet, ist auch die Nachfrage nach Mais enorm gewachsen und der Preis damit gestiegen – Menschen müssen also auch mehr Geld für Lebensmittel aus Mais ausgeben, was gerade in ärmeren Ländern ein Problem ist.

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Textilien

Mais hält auch Einzug in die Modebranche – man findet bereits einige Klamotten auf dem Markt, die auf der Pflanze basieren. Mithilfe chemischer Verfahren wird aus den Maiskolben Garn gemacht und daraus wiederum die Textilien. Besonders gut eignet sich der Garn für T-Shirts und Pullover. Aber auch Zurrgurte, Gardinen und Vliesstoffe werden bereits daraus hergestellt. Dabei dient Mais als guter Ersatz für das erdölbasierte Polyester. Für den Anbau des Rohmaterials für ein Kilo Mais-Garn wird außerdem viel weniger Wasser benötigt als für die gleiche Menge Baumwolle.

Hanf

Wenn du jetzt dachtest, der einzige Vorteil von Hanf ist der Joint, den man daraus drehen kann – dann täuschst du dich gewaltig! Hanf hat viele Verwendungsmöglichkeiten, die die meisten gar nicht auf dem Schirm haben:

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Säcke, Netze und Seile

Bereits 4000 v. Chr. stellte man in China aus der Hanfpflanze feste Seile, Taue, Textilien und auch das erste Papier her. Auch heute eignen sich die Kurzfasern dieses nachwachsenden Rohstoffs noch immer super zur Herstellung von Säcken, Seilen, Geotextilien und Netzen. Die Industrie setzt jedoch viel lieber auf Plastik. Und warum? Natürlich, es ist billiger. Aber verdreckt auch gleichzeitig unsere Natur und die Weltmeere enorm. Ist das nicht Grund genug, sich endlich wieder auf Hanf zu besinnen und unsere Umwelt zu schonen?

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Kosmetik

Zur äußerlichen Anwendung ist Hanföl gut geeignet, weswegen nun immer mehr Kosmetikprodukte mit der Zutat Hanf werben. Die Pflanze versorgt die Haut mit Fetten, Mineralstoffen und Vitaminen. Aber Achtung! Die meisten Unternehmen nutzen Hanf auch als Marketing-Trick, um besonders nachhaltig und umweltbewusst rüber zu kommen. Sowas nennt man Greenwashing. Achte am besten bei den Produkten darauf, dass das Öl mindestens an dritter Stelle der Inhaltsstoffe zu finden ist: Je weiter vorn ein Inhaltsstoff steht, um so größer ist dessen Anteil im Produkt.

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Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente

Gerade besonders oft in Drogerie und Co. zu sehen: CBD-Öl. Dieses Öl fällt unter die Nahrungsergänzungsmittel und hat keine psychoaktive Wirkung, da das berauschende THC der Hanfpflanze hier nicht enthalten ist. Das Öl soll entkrampfend, entzündungshemmend und angstlösend wirken. Man kann es ohne Rezept erwerben und zum Beispiel bei Einschlafstörungen nutzen. Hanf wird außerdem chronisch kranken Patienten auch als Medikament verschrieben. In diesem Fall ist aber THC drin und das kann die Schmerzen im Nervensystem lindern, wie sie zum Beispiel nach Strahlentherapien von Krebspatienten auftreten.

Flachs/Lein

Flachs ist vielen Leuten auch als als Lein bekannt. Er ist mit seinen schönen blauen Blüten nicht nur toll anzusehen, sondern auch ein wunderbares Material. Man kann ihn für die verschiedensten Dinge verwenden:

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Dämmstoff

Flachs kann verwendet werden um Häuser zu dämmen. Es ist ein nachhaltiger und natürlicher Rohstoff, im Gegensatz zu anderen Dämmmaterialien wie Steinwolle oder Styropor. Dämmstoffe aus Flachs schützen in der warmen Sommerzeit gut vor Hitze und im Winter vor Kälte. Außerdem können sie auch Feuchtigkeit aufnehmen. Flachs zeichnet sich durch seine Formbeständigkeit aus, beim Verbauen des Stoffes schrumpft er deswegen nicht. Auch für die Gesundheit ist Dämmung aus Flachs unbedenklich. Dazu kommt, dass Flachs natürliche Bitterstoffe besitzt, welche ihn resistent machen gegenüber Schädlingsbefall.

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Bettwäsche

Ursprünglich wurde Flachs sehr häufig für die Produktion von verschiedenen Textilien verwendet. Und noch heute ist jedem die Leinenbettwäsche ein Begriff. Für die Herstellung von Leinenstoff werden Flachsfasern verwendet. Auch als Bezug für Bücher, Klamotten oder als Dekorationsstoff eignet sich Leinen. Im Gegensatz zu Baumwolle ist Leinen strapazierfähiger und stabiler, das macht den Stoff langlebig. Außerdem ist er auch schmutzabweisend und antibakteriell, Baumwolle kann das nicht von sich behaupten. Flachs ist im Anbau relativ anspruchslos, man braucht dafür weniger Dünger und Pestizide. Vor allem aber benötigt er deutlich weniger Wasser als Baumwolle. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind deshalb geringer.

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Material für Autos

Da Flachsfasern sich durch große Festigkeit auszeichnen, lassen sich daraus sogar Materialien für Autos produzieren. Verwendet werden die Fasern für Teile der Innenausstattung und sogar für die Karosserie. Momentan sind solche Autos noch in der Erprobungsphase. Da Flachs viel leichter als Blech ist, wiegen diese Fahrzeuge viel weniger, wodurch sie auch weniger Kraftstoff (oder Elektroenergie) verbrauchen. Die Composit-Materialien aus Flachs können außerdem auch vollständig recycelt werden.

Kork

Kork ist ein sehr bekannter Rohstoff, aber wusstest du, wo er herkommt? Richtig, er besteht aus der Rinde der Korkeiche. Wenn man an Kork denkt, dann denkt man vor allen Dingen an den Verschluss von Weinflaschen. Aber Kork kann noch viel mehr als nur Flaschen verschließen oder als Pinnwand an der Wand hängen. Finde hier heraus, welche Anwendungen Kork noch haben kann:

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Als Bodenbelag

Kork eignet sich hervorragend als Bodenbelag. Ein Boden aus diesem Material ist sehr pflegeleicht und hält dazu auch noch viel aus. Kork hat außerdem ein natürliches Wärmereflexionsvermögen und ist dadurch perfekt geeignet für diejenigen unter uns, die gerne barfuß ihren Alltag verbringen. Auch für Haustiere ist Kork kein Problem, Hund und Katze können mit ihren Krallen dem Boden nichts antun und Schlamm, den die Tiere mitbringen, kann man ganz einfach entfernen. Auch die Geräusche der Tiere beim Laufen werden durch den Bodenbelag abgedämpft.

Quelle: Pexels/Leo Zhao

Im Sport

Auch in der Freizeit bei Spiel und Sport ist Kork der Renner. Viele verschiedene Ballarten, wie zum Beispiel Baseball-Bälle und Badminton-Bälle bestehen teilweise aus Kork. Auch Dartscheiben und die Griffe von Golfschlägern oder Angelruten werden oft aus diesem wunderbaren Rohstoff hergestellt. In diesem Falle weniger wegen der Optik, sondern weil er rutschfest und haltbar ist. Auch Nässe macht dem Material nicht viel aus.

Quelle: FNR

Dämmstoff

Kork erweist sich auch als guter Dämmstoff. Sowohl für Schalldämmung als auch für Wärmedämmung ist der Stoff geeignet. Konkret bedeutet das, dass Kork zum Beispiel im Dach als Aufdachdämmung oder als Zwischendämmung eingesetzt wird. Die Backkork-Platten, die verwendet werden, lassen sich gut verarbeiten, denn sie sind leicht und weich. Die Vorteile gegenüber anderen Dämmstoffen liegen in der hohen Druckbelastbarkeit und Beständigkeit, außerdem nimmt Kork kaum Feuchtigkeit auf.

Baumharz

Man kennt es: Man macht einen Spaziergang im Wald, muss sich nur kurz die Schuhe zubinden, zum Abstützen benutzt man einen Baum und plötzlich ist die ganze Hand unfassbar klebrig. Der Verursacher dieser Klebrigkeit ist wohl in den meisten Fällen Baumharz. Aber natürliches Harz ist nicht nur dafür da, unsere Hände zu verkleben sondern kann sehr viel sinnvoller eingesetzt werden:

Quelle: Pexels/Karolina Grabowska

Naturheilmittel

Schon seit langer Zeit wird Baumharz als Naturheilmittel verwendet. Es wirkt desinfizierend und ist damit perfekt für die Heilung von Wunden. Geeignet sind vor allem die Harze von verschiedenen Nadelbäumen. Das können zum Beispiel Lärchen, Tannen, Fichten und Waldkiefern sein. Baumharz kann dabei helfen, Entzündungen vorzubeugen, Hautprobleme zu lindern oder Gelenk- und Muskelschmerzen zu behandeln. Eine Salbe aus Baumharz kann man sogar selbst herstellen! Aber Vorsicht, in den Harzen sind viele ätherische Öle enthalten. Diese Öle können zu allergischen Hautreaktionen führen. Deswegen immer aufpassen bei der Herstellung und Verwendung von selbstgemachten Salben.

Quelle: Pexels/Skitterphoto

Zum Räuchern

Baumharze sind auch zum Räuchern der absolute Hit. Besonders Myrrhe und Weihrauch wurden schon in der Antike verwendet und waren damals auch außerordentlich teuer. Wegen der großen Nachfrage nach Weihrauch sind die dafür verwendeten Baumbestände heute allerdings teilweise von Raubbau betroffen. Deswegen sollte man besser Harze von einheimischen Bäumen zum Räuchern verwenden. Fichte, Kiefer, Tannen und Lärche eignen sich dafür besonders gut. Sollte man das Harz selbst sammeln, muss man aber immer darauf achten, die Rinde des Baumes nicht zu verletzen.

Quelle: Pexels/Pixabay

Industrielle Anwendung

Baumharz besteht größtenteils aus Kolophonium und Terpentin. Diese Stoffe findet man in den verschiedensten Produkten. Terpentin wird vor allem in Form von Terpentinöl verwendet, es kommt in Ölfarben, Lacken und Harzfirnissen vor. Beliebt ist es auch als Reinigungsmittel. Kolophonium ist bekannt für die Pflege von Geigenbögen, denn nur einkolophonierte Bögen erzeugen einen vernünftigen Ton. Auch im Reifenbau oder bei der der Herstellung von Kleber oder Kunststoffen können aus Baumharz gewonnene Substanzen verwendet werden. Ein richtiger Allrounder!

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